Die Qing-Dynastie (1644 bis 1911)



Die Qing-Dynastie stellt die letzte der chinesischen Kaiserdynastien dar. Sie wird auch als Mandschu-Dynastie bezeichnet, da sie durch das Volk der Mandschu begründet wurde. Dieses Volk stammt von de Jurchen ab, welche bereits während der
Song-Dynastie Teile Nordchinas beherrscht hatten. Nurhaci vereinigte im sechzehnten Jahrhundert die unterschiedlichen Stämme der Mandschu zu einem Volk und führte Eroberungsfeldzüge gegen China. Der Mandschuren-Führer Nurhaci hatte sich mit seinem Reich zunächst China unterworfen und Tribut gezahlt. Seit dem Jahr 1611 begann er jedoch mit der Eroberung chinesischer Städte. Er reagierte hart auf Widerstand und ließ viele Menschen in den eroberten Städten hinrichten. Nurhaci starb im Jahr 1626. Die von ihm begonnene Eroberung Chinas wurde von seinen Nachfahren fortgesetzt, so dass im Jahr 1644 Shunzhi (Fulin, Fu Lin) als erster Kaiser der Qing-Dynastie den chinesischen Kaiserthron besteigen konnte. Die chinesische Geschichtsschreibung nennt Nurhaci als ersten Regenten dieser Dynastie, da er mit der Eroberung der ersten chinesischen Städte den Grundstein für die spätere Herrschaft über das ganze Land gelegt hatte. Er war zu Beginn seiner Regierungszeit jedoch erst sechs Jahre alt und wurde von den Palasteunuchen der Ming-Dynastie mit der chinesischen Sprache und chinesischen Sitten vertraut gemacht. Trotz dieser Erziehung betonte der erste Kaiser der Qing-Dynastie die Überlegenheit des mandschurischen Volkes gegenüber den eroberten Chinesen. Mischehen waren verboten, zudem wurden die Chinesen gezwungen, nach mandschurischer Sitte einen Zopf zu tragen. Der erste gesamtchinesische Kaiser der Qing-Dynastie förderte den Austausch der Religionen und ermöglichte den Jesuiten, in China Fuß zu fassen. Shunzhi selbst blieb ein Anhänger des Buddhismus und verbrachte seine letzten Lebensjahre als Mönch im Kloster; er wurde allerdings nur einundzwanzig Jahre alt.

Das Verbot der Mischehe zwischen Mandschuren und Chinesen wurde nicht konsequent durchgesetzt, so dass es zu einer Angleichung zwischen beiden Bevölkerungsteilen kam. Ebenso wurde die Teilung der Hauptstadt Peking in je einen eigenen Teil für jede der beiden großen Bevölkerungsgruppen häufig durchbrochen, so dass nach dem Tod Dorgons im Jahr 1651 die chinesische Kultur den Kaiserhof der Qing-Dynastie erreichte. Dorgon war ein Kampfgefährte Nurcins und übte zeitweise die Macht für den minderjährigen Kaiser Fu Lin (Shunzi) aus. Schon Fu Lin stellte in seinen letzten Regierungsjahren ausschließlich Chinesen als Palastbedienstete ein und ersetzte die mandschurische Sprache als Hofsprache durch Chinesisch. Im Lauf der Jahre verringerten sich die Unterschiede zwischen Mandschuren und Chinesen so deutlich, dass die Qing-Dynastie von weiten Teilen der Bevölkerung nicht mehr als Fremdherrschaft empfunden wurde. Dazu trug auch eine Änderung im Verhalten gegenüber enteigneten Bauern und Kriegsgefangenen bei. Diese mussten bis zum Jahr 1685 als Sklaven auf enteigneten Äckern arbeiten Kaiser Kangxi beendete den Frondienst und verringerte zugleich die Besteuerung des Agrarsektors drastisch. In der Folgezeit blühte die Landwirtschaft auf, zugleich wurden für China neue Pflanzen angebaut. Als im achtzehnten Jahrhundert erneut Konflikte zwischen den Volksgruppen der Chinesen und Mandschuren aufflammten, wurde die regelmäßige Beamtenprüfung dahingehend ergänzt, dass jeder Beamte ausdrücklich die Regierung durch Mandschuren rechtfertigen musste. Die Religionsausübung der Bevölkerung war zwar frei, die meisten Kaiser der Qing-Dynastie förderten jedoch den Konfuzianismus aktiv.

Im Jahr 1751 wurde Tibet dem chinesischen Kaiserreich einverleibt; in den folgenden Jahren gelang dem Kaiser die Eroberung von Teilen des mongolischen Staatsgebietes. Im Streit mit den europäischen Handelsgesellschaften konnte sich China durchsetzen und diesen im Jahr 1843 auf den Hafen von Guangzhou beschränken. Unter Kaiser Qianlong kam es gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts zu den ersten Bauernaufständen, deren Niederschlagung die staatlichen Finanzen stark belastete. Diese wurden durch korruptes Verhalten der meisten Beamten gefördert. Sehr schlimme Folgen zeigte die Korruption, als zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts sieben Überschwemmungen dadurch ausgelöst wurden, dass die mit der Aufsicht über den Deichbau beschäftigten Beamten Gelder für ihre eigene Zwecke missbraucht hatten.

Mitte des neunzehnten Jahrhunderts nahm der Opiumhandel ebenso wie der Opiummissbrauch große Ausmaße an. Zwischen China und Großbritannien wurden zwei Opiumkriege ausgetragen, als deren Ergebnis China den Opiumhandel akzeptieren musste. Eine weitere Folge der verlorenen Opiumkriege bestand in einer generellen Öffnung der chinesischen Märkte. Innenpolitisch wurde das Kaiserreich von 1850 bis 1864 durch den Taipeng-Aufstand erschüttert. Dieser wurde durch Naturkatastrophen und den mit diesen verbundenen Hunger ebenso ausgelöst wie durch Konflikte mit Minderheiten, besonders das Volk der Yao fühlte sich zunehmend unterdrückt. Zudem wurden die Hakka, eine chinesische Minderheit mit einer eigenen Sprache, verstärkt ausgegrenzt. Hong Xiuquan gründete 1647 eine Sekte, deren bald einsetzende Verfolgung wesentlich zum mit zwanzig Millionen Opfern schlimmsten Bürgerkrieg der Geschichte beitrug. Im Jahr 1851 wurde das unabhängige Königreich Taiping ausgerufen. Am Ende konnten die Truppen des Kaisers jedoch die Revolte niederschlagen. Die Aufständischen wurden von mehreren Zielen geleitet. Besonders für die Hakka war es unerträglich, dass sie von den meisten anderen Chinesen nicht als solche oder zumindest als Chinesen zweiter Ordnung wahrgenommen wurden, während die Bevölkerung die Mandschuren kaum noch als Fremdherrscher empfand. Sie betonten daher, dass die Qing-Dynastie als despotische Herrschaft eines fremden Volkes abgesetzt werden müsste. Ein Großteil der Kämpfer wollte strenge christliche Regeln in die chinesische Gesellschaft einführen und forderte unter anderem das Verbot von Opium, Alkohol und Tabak sowie eine strengere Geschlechtertrennung in der Gesellschaft. Eine dritte Gruppe hatte in erster Linie eine soziale Revolution zum Ziel, wobei die Freiheit von Bauern und Arbeitern mit utopischen Zielen vermischt war.

Der Boxeraufstand im Jahr 1900 richtete sich überwiegend gegen Kolonisten aus Europa und Amerika, zugleich wurden aber auch zum Christentum konvertierte Chinesen als Gegner wahrgenommen. Der Aufstand richtete sich allerdings ausdrücklich nicht gegen die eigene chinesische Regierung, zudem kämpften reguläre Truppen der chinesischen Armee ebenfalls gegen die amerikanischen und europäischen Einheiten. Der Boxerkrieg endete mit einem Sieg der von Großbritannien geführten Kolonialmächte. Diese führten nach dem eigentlichen Ende der Kämpfe erschreckend grausame Strafmaßnahmen durch, diesen kosteten unzähligen Zivilisten das Leben. Kaiser Wilhelm II. entsandte auch deutsche Truppen, bei deren Verabschiedung er zum Schrecken fast aller seiner Berater und Minister vernichtende Worte gegen die chinesische Kultur sprach. Die deutschen Soldaten trafen letztendlich nach dem Ende der Kämpfe in China an. Russland versuchte, sich während der Unruhen in China die Mandschurei einzuverleiben, der Eroberungsversuch konnte jedoch zurückgeschlagen werden.

In der Provinz Yunnan versuchten die dort lebenden Moslems im späten neunzehnten Jahrhundert einen Aufstand, in dessen Verlauf die Provinz zeitweise ihre Unabhängigkeit von China gewinnen konnte und sich nach dem historischen Staat Dali nannte. Dieser Aufstand konnte nach etwa zwanzig Jahren zurückgeschlagen werden, Dali wurde wieder ein Teil des chinesischen Kaiserreiches. Verloren wurde jedoch der Japanisch-Chinesische Krieg, wodurch 1895 die chinesische Herrschaft über Korea endete. Ebenso ging Formosa, das heutige Taiwan, verloren. Im Jahr 1911 wurde mit Pu Yi der letzte chinesische Kaiser gestürzt, ehe am ersten Januar 1912 die Republik China ausgerufen wurde. Diese wurde unterbrochen, als sich 1915 Yuan Shikai selbst zum Kaiser ernannte. Dieser wurde jedoch 1916 zum Abdanken gezwungen und gilt heute nicht als offizieller Kaiser von China. Pu Yi wurde im Jahr 1917 für den kurzen Zeitraum von zwei Wochen erneut zum Kaiser ernannt. Er durfte bis zum Jahr 1924 noch im Kaiserpalast wohnen bleiben.







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