Song-Dynastie und Fremddynastien (960 bis 1279)



Die Zeit von 960 bis 1279 wird in der traditionellen chinesischen Geschichtsschreibung als Zeit der Song-Dynastie bezeichnet, wobei ihren Herrschern die Kaiserwürde zugesprochen wird, obgleich das Land nicht vollständig vereinigt war. Neben der
Song-Dynastien existierten in Nordchina unabhängige Reiche, welche von fremden Völkern regiert wurden. Im Norden Chinas regierten unterschiedliche Dynastien. Große und bedeutende Reiche bildeten die Xixia-Dynastie von 1032 bis 1227 sowie die Liao-Dynastie von 907 bis 1125. Bei der Liao-Dynastie handelte es sich um Herrscher aus dem zu den Mongolen zählenden Volk der Kitan. Die Herrscher dieser Dynastie behaupteten sich 979 und 986 gegen Eroberungsversuche der Song-Kaiser und konnten diese im Jahr 1004 sogar tributpflichtig machen. Das Ende der Liao-Dynastie wurde durch Überschwemmungen und innere Streitereien herbeigeführt, im Jahr 1125 eroberte das Volk der Jurchen den bis dahin von den Liao-Kaisern regierten Teil Nordchinas und begründeten die fremde Jin-Dynastie, welche bis zum dreizehnten Jahrhundert Bestand haben sollte.

Bei den Jurchen handelte es sich um Vorfahren des Volkes der Mandschu; die ersten Zeugnisse über die Existenz des Volkes stammen aus dem elften Jahrhundert. Die Herrschaft der Jurchen über weite Teile Nordchinas wurde durch die mongolische Yuan-Dynastie bereits 1234 abgelöst, die Kaiser dieser Dynastie eroberten 1279 auch Südchina, wodurch das Land erneut vereinigt wurde, allerdings unter einer kompletten Fremdherrschaft. Bei der Xi Xia-Dynastie handelte es sich um eine Fremdherrschaft der Tanguten, welche in etwa das Gebiet der heutigen Provinzen Gansu und Ningxia umfasste. Das Tangutenreich war von Südchina unabhängig, unterhielt mit seinem Nachbarland jedoch umfangreiche wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen. Ein für die damalige Zeit ungewöhnliches Kennzeichen des Tangutenreiches bestand darin, dass der Staat bewusst als Vielvölkerstaat konzipiert war und die Angehörigen aller Volksgruppen gleiche Rechte besaßen. Der Staat wurde 1227 von den Mongolen erobert.

Die Geschichtsschreibung der Gegenwart spricht zwar von einer Xi Xia-Dynastie und erkennt den Herrschern den Kaisertiteln zu; während der Existenz des Staates führten sie jedoch den geringeren Titel eines Chu. Dieser Titel wurde in in einem Friedensvertrag mit der Song-Dynastie vereinbart. Zwischen beiden nordchinesischen Reichen fanden mehrere kriegerische Auseinandersetzungen statt, in deren Verlauf die Grenzen mehrfach verschoben wurden. Der bedeutendste Herrscher der Xi Xia-Dynastie war Li Yuanhao, welcher den Buddhismus förderte und zugleich maßgeblich an der Entwicklung der tangutischen Schrift beteiligt war. Der letzte Herrscher dieser Dynastie, Li Xian, wurde 1227 hingerichtet, nachdem die Mongolen das Reich erobert hatten.

Das größere Südchina wurde von den Kaisern der Song-Dynastie regiert. Die Geschichtsschreibung teilt die Song-Dynastie in eine nördliche von 960 bis 1126 sowie in eine südliche von 1126 bis 1279 ein. Die Hauptstädte der beiden Dynastien waren Kaifeng und Hangzhou. Die Song-Dynastie hatte das getrennte Land weitestgehend wiedervereinigt und begrenzte die Macht der Militärführer. Zugleich wurde das Brachland bewirtschaftet, die Armenfürsorge fand Eingang in die Gesetzgebung. In der Außenpolitik konnten nur Teilerfolge errungen werden; die beiden nordchinesischen Reiche ließen sich nicht erobern, mussten aber Zugeständnisse in den jeweiligen Friedensverträgen machen. Die Kultur erlebte während der Song-Dynastie eine Zeit der Blüte, wovon nicht zuletzt unzählige literarische Werke Zeugnis geben. Eine neue Landreform verbesserte die Lage der kleinen Bauern, sie beseitige den Großgrundbesitz jedoch nur teilweise. Einen Höhepunkt erlebte während der Song-Dynastie auch die Fürsorge für Beamte, welchen neben achtzig freien Tagen im Jahr recht hohe Pensionen zustanden. Sie mussten ihre Fähigkeiten jedoch alle drei Jahre bei speziellen Beamtenprüfungen unter Beweis stellen.

Der Wechsel von der nördlichen zur südlichen Song-Dynastie im Jahr 1126 wurde durch einen gescheiterten Aufstand in Zhejiang begünstigt. Die bisherige Regierungsstadt Kaifeng wurde von den Jurchen erobert und ihrem nordchinesischen Reich angegliedert. Der Volksheld Yue Fei führte eine Bewegung an, welche 1138 erfolgreich Kaifeng zurückeroberte, die Hauptstadt wurde jedoch nicht erneut verlegt. Die Überlieferung besagt, dass sich die Song-Dynastie und das Jurchenreich als nahezu gleichwertige Gegner gegenüberstanden und die Jurchen zwar die eroberten Gebiete an Südchina zurückzugeben bereit waren, dafür jedoch neben hohen Tributzahlungen die Hinrichtung Yue Feis fordern konnten. Im Jahr 1279 wurde auch das Reich der Song-Dynastie von den Mongolen der Yuan-Dynastie erobert.







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